Blutegeltherapie – Ein altes Heilverfahren wieder ganz aktuell
Der Blutegel bzw. die Blutegeltherapie ist ein jahrtausendaltes Heilverfahren. Der Blutegel wird eingesetzt bei besonderen Problemstellungen wie: Krampfadern, Besenreisern, Venenleiden, Arthrose, Tinnitus etc. Grundsätzlich können Blutegel bei allen Krankheiten, die mit Durchblutungsstörungen einhergehen, eingesetzt werden.
Prinzipiell werden Blutegel bei der Blutegeltherapie am ganzen Körper angesetzt. Ausschließen sollte man lediglich schlecht durchblutete Stellen, offene Wunden und besonders empfindliche Hautstellen, wie Handflächen, Brustwarzen etc. Ebenfalls abzuraten sind große oberflächliche Venen, da es hier zu einem verstärkten Nachbluten kommen würde.
Woher kommen die Blutegel für den medizinischen Einsatz und was ist zu beachten?
In der Bieberthaler Blutegelzucht werden die Blutegel für den medizinischen Einsatz in speziellen Anzuchtbecken gezüchtet.
Für die medizinische Anwendung werden Blutegel als Arzneimittel eingestuft und unterliegen damit allen Vorschriften des Arzneimittelgesetzes.
Der Blutegel wünscht sich vor seinem Einsatz:
- Ankunft in der Praxis mind. 48 Stunden vor seinem “Einsatz”
- ein dicht verschlossenes Gefäß
- Temperatur 15-20 °C
- abgedunkelte Umgebung
- Aqua dest. mit etwas Meersalz oder chlorfreies Wasser mit einem geringen Mineralstoffgehalt
- alle 3 Tage einen Wasserwechsel
- “Schutzräume”, wie Steine und spezielle Wasserpflanzen
- keinen Stress – d.h. nicht schütteln oder klopfen am Glas
Bei der Blutegeltherapie bitte unbedingt beachten:
Vor einer Blutegeltherapie KEINE Cremes oder sonstigen Duftstoffe (Deos) einsetzen !!!
Was tun Blutegel mit uns?
Zunächst einmal: der Biss eines Blutegels ist nicht schmerzhaft. Dies ist verständlich, denn Egel haben in der freien Natur kein Interesse daran, unangenehm bemerkt zu werden. Ob zur Schmerzlinderung ein Anästhetikum im Speichel enthalten ist, ist umstritten. Die Bisse werden wie “Brennnesselstiche”, “Mückenstiche”, “ein leichtes Ziehen” oder “Einstiche von Injektionsnadeln” oder sogar als völlig schmerzfrei beschrieben. Ein im folgenden Verlauf mögliches, leichtes Jucken – ähnlich wie bei einem Mückenstich – geht auf histaminähnliche Substanzen zurück.
Der Biss ist auch durch die Biss”technik” wenig schmerzhaft: 3 sternförmig angeordnete Sägeleisten mit jeweils ca. 80 Kalkzähnchen schneiden sich vorsichtig durch die Haut, um zum Ziel der Wünsche – dem Blut – zu gelangen. Zwischen den Kalkzähnchen sind Öffnungen, durch die die SALIVA, der Blutegelspeichel, abgegeben wird.
Die Saliva enthält folgende bisher identifizierte Substanzen:
Hirudin (der Name ist abgeleitet von Hirudo medicinalis = medizinischer Blutegel) gehört zu den Wirkstoffen des Blutegels, die als eigenständiges Arzneimittel in der Medizin eingesetzt werden.
Hirudin hemmt die Blutgerinnung und wird u.a. zur Behandlung des Herzinfarkts eingesetzt.
Calin hemmt ebenfalls die Blutgerinnung und bewirkt im Anschluss an das “schnelle” Hirudin die ca. 12 h dauernde Reinigung der Wunde durch Nachbluten. Es kommt zu dem bekannten, sanften Aderlass.
Bei dem 60-minütigen Saugakt ist es natürlich notwendig, die Wunde offen und das Blut fließfähig zu halten.
Beim Saugvorgang tritt auch der “Ausbreitungsfaktor”, die Hyaluronidase, in Aktion: der Weg für die heilenden Substanzen wird durch Gewebe-Auflockerung vorbereitet. Dieser Wirkstoff findet in der Medizin als resorptionsfördernder Zusatz zu Infusions- und Injektionspräparaten (z.B. “Turbo-Anästhesie”) Verwendung.
Egline und Bdelline wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd.
Die einzigartige natürliche Wirkstoffkomposition der Saliva durch weitere Substanzen (z.B. Faktor X a-Hemmer, LDTI) abgerundet
Beim Ansetzen des Blutegels geschieht also folgendes:
der Blutegel “sprüht” einen “Weichmacher” auf die Haut, der die Poren öffnen soll. Mit seinen Zahnfeilen (die im Kopf des Blutegels untergebracht sind) dringt der Egel in die Haut ein. Dann gibt er seinen Speichel in die Öffnung. Das Ganze ist für den Patienten nicht schmerzhafter als ein Mückenstich.
Während des Saugens scheidet der Blutegel ein Sekret in die Wunde ab. Dieses enthält unter anderem eine Substanz, die die Blutgefäße erweitern. Zudem wird Hirudin abgegeben, das die Blutgerinnung hemmt. Im Sekret sind noch weitere Substanzen enthalten, die unter anderem gerinnungs- und entzündungshemmende Eigenschaften besitzen.
Der entscheidende Unterschied zu den anderen blutentziehenden Maßnahmen (z.B. Aderlass, blutiges Schröpfen) ist, dass der Egel Sekrete in den Körper abgibt ist, die verschieden Prozesse einleiten.
Nach 20 Minuten bis 2 Stunden ist der Egel gesättigt und lässt los. Ein Tier nimmt ca. 10 bis 20 ml Blut auf, daher wird diese Therapieform oft auch als “Mini-Aderlass” bezeichnet. Über die Anzahl der Blutegel, die “gesetzt” werden, entscheidet der Therapeut. In der Regel werden 2-10 Tiere eingesetzt.
Ein Nachbluten ist erwünscht und sollte nicht unterbunden werden, denn es erhöht die Wirksamkeit der Blutegeltherapie und hat eine entstauende Wirkung. Außerdem wird dabei die Wunde von Keimen befreit.
Das Nachbluten selbst dauert in der Regel bis zu 12 Stunden. Am Tage der Blutegeltherapie sollte der Patient körperliche Anstrengung vermeiden. Die Wunden sollten in den nächsten Tagen bis zur Verheilung kontrolliert werden
Blutegel werden unter anderem eingesetzt bei:
-
- Rheuma
- Herpes Zoster (Gürtelrose)
- Varikosis (Krampfadern)
- Tinnitus
- Thrombosen
- Furunkeln und Karbunkeln
- Nebenhöhlenentzündungen
- Mandelabszess
- Adnexitis, Parametritis
- Brustdrüsenentzündung
- Gallenblasenentzündung
- Hodenentzündung
- Phlebitis
- Hypertonie
- Arthrose (z.B. Knie oder Daumen)
- Arthritis
- Ulcus cruris
- Sehnen-/Sehnenscheiden-
entzündungen
(Tennis-, Golfarm) - Apoplexie
- Angina pectoris
- Thrombophlebitis
- Durchblutungsstörungen nach Gewebetransplantation (plastische und rekonstruktive Chirurgie)
Buchen Sie jetzt Ihren individuellen Termin: Tel. 0172 – 32 65 711